Vielen Katzenbesitzern ist die FIP- feline infektiöse Peritonitis (ansteckende Bauchfellentzündung) ein Begriff. Dabei ist der Name eigentlich irreführend, denn die FIP hat viele Gesichter.
Doch der Reihe nach: Es gibt bei der Katze enterale Coronaviren. Diese Viren infizieren den Darm und können, sofern sie überhaupt bemerkt werden, leichte Durchfälle verursachen. Es gibt unterschiedliche Zahlen bezüglich der Verbreitung. Es wird geschätzt, dass ca. 70 bis 80 % aller Freigänger bereits Kontakt mit dem Coronavirus hatten. Im Labor kann man über das Blut der Tiere die Antikörper messen. Manchmal können diese Viren mutieren und zu einem sehr krankmachenden Virus werden- dem FIP-Virus. Eine Ansteckung mit dem FIP-Virus ist zwar möglich aber wohl nicht so häufig wie angenommen.
Wenn eine Katze an FIP erkrankt, können die Symptome sehr unterschiedlich sein. Davon abhängig ist auch die Diagnostik. Der klassische Verlauf zeigt sich in Wasseransammlungen in der Brust- und in der Bauchhöhle. Dies ist die sogenannte feuchte FIP. Die Beschwerden sind entsprechend der Menge der Flüssigkeit und des Ortes. Die Diagnose erfolgt über eine PCR (direkter Erregernachweis) aus der Flüssigkeit. Bei der trockenen FIP ist die Diagnose schwieriger. Der Verdacht ergibt sich aus den hohen Antikörpertitern gegen die Coronaviren und der Symptomatik (z.B. medikamentös nicht ansprechendes Fieber, eventuell sichtbare Granulome (Röntgen/Ultraschall). Wir hatten vor kurzem einen Patienten, dessen Niere hochgradig verändert war, so dass wir uns in der Praxis dafür entschieden haben, diese Niere zu entfernen. Es folgte eine pathologische Untersuchung des Organs. Die Schäden waren hochgradig und könnten auf eine FIP zurückzuführen sein. Nach Rücksprache wurde eine Spezialuntersuchung durchgeführt und konnte viel Virusmaterial in der Niere nachweisen.
Es gibt aber auch die neurologische Form und die Augenform. Bei der Augenform werden verschiedene typische Veränderungen wahrgenommen, aber der direkte Erregernachweis gestaltet sich bei diesen Varianten sehr schwierig.
Bis heute gibt es kein zugelassenes Medikament gegen diese Erkrankung, so dass viele Tierärzte die Tiere nach gestellter Diagnose einschläfern. Vor ein paar Jahren allerdings wurde der Wirkstoff GS-441524 gefunden, patentiert und bei diesen Katzen eingesetzt. In anfangs kleinen Versuchsgruppen hatte das Präparat eine sehr gute Wirkung und führte fast zu 100 % zu Heilungen. Anfangs gab es Spritzen, die täglich verabreicht wurden, mittlerweile werden auch Tabletten hergestellt. Für die Tierärzteschaft führt dies nun zu einem Dilemma. Das Medikament besitzt keine Zulassung und ein Tierarzt darf es nicht beziehen, geschweige denn dafür Werbung machen oder beraten. Aber ein Tier nun einzuschläfern obwohl man von einem Medikamentenwirkstoff weiß, ist ethisch auch fragwürdig.
Allerdings werden momentan zwei Studien in München und Zürich durchgeführt. Beide Kliniken dürfen mit diesem Medikament arbeiten und daran forschen. Damit wird FIP-kranken Katzen die Möglichkeit auf Heilung gegeben. Auch findet man im Internet dazu mehr Informationen.
Hoffen wir nun auf eine baldige Zulassung des Medikaments, so dass alle Praxen FIP Katzen helfen können und nicht auf Studien der Universitäten angewiesen sind.