November 2022: Was macht eigentlich ein Pathologe?

Mit einem Pathologen verbinden viele gleich tote Menschen oder tote Tiere. Aber ohne die Pathologie wären vieles in der heutigen Medizin gar nicht möglich. Natürlich können Krankheitsprozesse am toten Individuum nachvollzogen werden, aber der Pathologe kann mehr.

Wir verschicken fast täglich Proben zur Pathologie. Jede Umfangsvermehrung, also Knubbel, Beulen, Krusten etc., die beprobt wird, wird in die Pathologie gesendet. Dort werden (je nach Umfang der Probe) die Zellen angeschaut und beurteilt. Bei einer Zytologie werden die einzelnen Zellen begutachtet. Aus welchem Gewebe stammen sie? Sind sie heil oder kaputt? Sind Krankheitserreger in der Probe? Sind Entzündungszellen dabei? Oder gar Tumorzellen?

Auch beim nächsten Schritt hilft uns die Pathologie. Sollte bei einer Probe als Ergebnis stehen, dass die Veränderung besser entfernt werden sollte, kommt es zu einer Operation. Der Vorbefund aus der Zytologie (also als die Stelle mit einer kleinen Nadel beprobt wurde) ist dafür schon wichtig. Bei einem nachgewiesen bösartigen Prozess wird viel großzügiger das veränderte Gewebe entfernt, als bei einem gutartigen Befund. Der Schnitt ist also deutlich größer und der Eingriff dauert länger. Das entnommene Gewebe wird erneut zur Pathologie gesendet. Dort wird zum einen die vorherige Diagnose überprüft (gutartig/bösartig). Um welches Gewebe handelt es sich? Gibt es Entartungen, also Tumore? Welcher Herkunft sind diese? Also was für ein Tumor ist es? Aber es werden auch die Probenränder beurteilt. Reicht der Prozess bis an den Rand heran oder gibt es noch eine „Puffer“zone? Sind Gefäßeinbrüche sichtbar? Sind Erreger in der Probe? Für uns in der Praxis sind das wichtige Informationen. Es sind Auskünfte, ob wir alles heraus bekommen haben und wie wir weiter mit dem Patienten umgehen müssen und was wichtig für den Besitzer ist. Müssen wir auf Metastasensuche gehen? Muss das Tier regelmäßig zur Kontrolle in die Praxis? Im Endergebnis sind das Informationen, die auch auf die weitere Lebenserwartung Auswirkungen haben.

Natürlich werden auch tote Tiere in der Pathologie untersucht. Häufig wird bei einem plötzlich verstorbenen Tier der Nachbar verdächtigt, der bestimmt den Hund oder die Katze vergiftet hat. Mindestens genauso häufig ist das aber nicht so. Rupturierte Milztumore können z.B. beim Hund zum plötzlichen Ableben führen, ohne dass eine Vorerkrankung sichtbar ist. Bei Katzen sind als Ursache häufig schwere Infektionskrankheiten (Leukose, Katzenaids etc.)zu finden. Dies ist eine wichtige Information, falls Partnertiere im Haushalt sind und sich anstecken können oder bereits angesteckt sind.

Natürlich werden so auch Misshandlungen und Vernachlässigungen sichtbar. Gerade bei Fällen wo das Veterinäramt bemüht ist ein Tierhaltungsverbot durch zusetzen, sind gut dokumentiere Fälle wichtig, um auch vor Gericht standhalten zu können.

Die pathologische Untersuchung ist gerade bei größeren Beständen eine wichtige Stütze. Gerade bei größeren Hühner-, Kaninchen- oder anderen Geflügelbeständen oder andere Nutztierbestände ist eine frühzeitige Beteiligung der Pathologie wichtig. Wenn es vermehrt zu Todesfällen kommt, sollte frühzeitig ein oder mehrere tote Tiere versendet werden. Ein ausführlicher Vorbericht ist dafür unbedingt notwendig. Welche Tiere sind betroffen? Eher alte Tiere oder die Jungtier? In welchem Alter? Gab es eine Futterumstellung? Gab es Zukäufe? Wurde vorbehandelt? Wenn ja womit und war es erfolgreich? Wurde das Tier eingeschläfert oder ist es alleine gestorben? Wann starb es und wie wurde es bis zum Versenden gelagert? Am besten wäre eine Kühlung. Einfrieren könnte durch die Kristallbildung Schäden begünstigen.

Natürlich kostet eine pathologische Untersuchung Geld. Häufig hilft sie aber die Gesamtsituation einzuschätzen. Haben Sie Fragen dazu? Dann sprechen Sie uns an!